Mittwoch, 9. April 2014

Sommerabendrunde mit Balasai Baba in Kurnool

4.4.2014, 22 Uhr, im Tempelhof des Ashrams in Kurnool

Es ist Anfang April, die Temperaturen sind schon auf 40 Grad Celsius geklettert, auch im Schatten des Gartens ist ein Aufenthalt tagsüber zu heiß.
So oft es Ihm möglich ist, kommt Balasai Baba abends zur Runde mit den Ashrambewohnern und ausländischen Devotees. Jeder atmet von der Hitze des Tages auf und genießt die - relative - Kühle im lauen Wind.
Baba kommt im orange-farbenen Dhoti, die Robe locker um den Hals geschlungen.
Nur die kleinen Birnen brennen unter dem Tempelpodest, der helle Strahler bleibt ausgeschaltet, aber die Augen gewöhnen sich schnell an das angenehme Halb-Dunkel.
Die alte Hündin Täng sitzt schon eine Weile vor Babas Stuhl und legt sich erst entspannt hin, nachdem Baba Platz genommen hat und uns in der Ferne Wartenden  gewunken hat, näher zu kommen.
Nach und nach kommen die Ashrambewohner, drei Kleinkinder und drei Katzen vervollständigen das Familienbild.
Nachdem der junge Ashrammanager einige organisatorische Fragen mit Baba geklärt hat, begrüßt und segnet Baba eine neu angekommene Besucherin und prostet dann allen mit dem unterdessen eingeschenkten Tee zu.
Töpfe mit Essbarem werden herbeigetragen und Tüten aus Zeitungspapier gerollt, mit  frischem Puffreis und scharfen Snacks gefüllt und verteilt. Für eine Weile verstummen die leisen Gespräche, jeder ist damit beschäftigt, die Körner ohne größeren Verluste aus der Tüte zu fischen.
Die Tiere wissen, daß Baba Seine Tüte mit ihnen teilt und umschleichen erwartungsvoll den Stuhl. Täng bekommt seine Portion Tee in einer Untertasse.
Im Halbdunkel erscheint Baba als geheimnisvolle Göttin aus der indischen Mythologie: Die orange-leuchtende weichfallende Kleidung lässt die runden Formen von Armen und Brust dunkler als nomal erscheinen, aus dem unerschöpflichen Füllhorn (sprich: Papiertüte) verteilt Sie Nahrung an Ihre Kreatur, winkt einem Devotee, der beglückt Ihren Tee trinken darf.
Den Katzen wird es bald langweilig, sie sind an einer Grille, die sich in den Kreis verirrt hat, mehr interessiert. Ein "Beutetanz" mit eleganten Sprüngen und Pirouetten um das scheinbar schwerfällige Insekt beginnt, aber jedesmal, wenn es scheint, daß die Grille fest in den Klauen der kleinen Raubtiere ist, entkommt sie mit einem überraschenden Sprung. Das Tempo der Jagd steigert sich, die Katzen reagieren lautlos und blitzschnell, aber gerade in dem Moment, als man es schon knacken hört, hebt sich die Grille in die Luft, dreht triumphierend einige Kurven um die Köpfe der verdutzten Katzen und verschwindet über das Tempelpodest in die Dunkelheit.
Das bleibt das einzige Drama an diesem für uns ruhigen, göttlich-familiären Abend.
Für Balasai Baba ist es wie immer harte Arbeit. Jedem schenkt Er Seine Beachtung, jeden Augenblick nutzt Er zum Kontakt mit den Anwesenden, nur ein paar Momente gönnt Er sich selbst, wenn Er  einem Lied im Radio zuhört.
Nach einem dreistündigen Darshan, gegen Mitternacht, steht Baba auf (nicht ohne vorher unser "Einverständnis" eingeholt zu haben) und das abendliche Abschiedsritual beginnt. Im Vorbeigehen wendet Er sich noch einmal besonders den Ashrambewohnern zu, wechselt mit Jedem persönliche Worte, schaukelt eines der Kleinkinder auf dem Arm, schlendert zur Treppe, macht hier einen Witz, stellt dort eine Frage, hält auf jeder Stufe inne, nennt zurückschauend noch einmal alle Namen, bevor Er, in der Tür stehemd, den "Gute-Nacht-Segen" gibt. Während die Tür langsam geschlossen wird, ist bis zur letzten Sekunde Seine winkende Hand sichtbar...Täng, die alte Hündin, wird die ganze Nacht vor der Tür liegen bleiben.
Am nächsten Tag fährt Baba überraschend nach Hyderabad, (wo schon neue Besucher warten), nicht ohne eine ausführliche Abschiedsrunde vor dem Auto im Kreise der Familie in praller Sonne...

                                                     OM SRI BALASAI RAM

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